Review – Der Hauch des Todes (1987)

Bond muss in diesem Abenteuer, in welchem das letzte mal der kalte Krieg thematisiert wird, einen korrupten russischen General zur Strecke bringen, welcher zusammen mit dem Waffenhändler Whitaker mittels Diamanten, Waffen und Drogen an große Geldsummen kommen will.

Stärken

Neuer Hauptdarsteller

Nach 7 Filmen mit Roger Moore kommt nun ein neuer und deutlich jüngerer Darsteller. Roger Moore war sein Alter in AVTAK deutlich anzusehen und die Action-Szenen und Frauengeschichten nahm man ihm nicht mehr so recht ab. Mit Timothy Dalton kommt wieder ein frischer Wind und mehr authentischer körperlicher Einsatz in die Filmreihe. Gerade auch in der starken Eröffnungssequenz zeigt sich dies deutlich. Hier kommt es gleich zum rasanten Zweikampf, welchem noch weitere folgen. Bei vielen Fans und dem breiten Publikum konnte Dalton als Bond zwar nicht so recht überzeugen, ich halte ihn aber für keine schlechte Besetzung. Seine Interpretation von Bond war neu, ernster und orientierte sich mehr an die Romanfigur, als bei seinen Vorgängern. Er hat der Reihe somit etwas neues Gegeben und war vielleicht seiner Zeit voraus, da ähnlicher Ansatz in der Craig Reihe zu großem Erfolg geführt hat.

Die Eröffnungssequenz

Die 00-Abteilung zusammen mit M beim Training zu zeigen ist eine geniale Idee. Der Schauplatz Gibraltar bietet hierfür eine ideale Kulisse. Passend untermalt von John Barrys Score schaut man gespannt zu, wie sich die drei Agenten aus der Luft den Weg zum Einsatzziel bahnen. Diese Sequenz sorgt auch für eine gelungene Einführung des neuen Darstellers. Durch den darauffolgenden Anschlag nimmt der Vorspann auch Bezug zur späteren Handlung.

Scharfschützen-Szene 

Die aus der original Kurzgeschichte stammende Szene ist im Film ebenfalls sehr spannend und stimmig inszeniert. Ebenso die ungewöhnliche Flucht mit dem „Schwein“ und dem Senkrechtstarter, welcher am Ende vom Gasspeicher abhebt. Dies ist eine Agentenszene, wie Sie besser kaum sein kann. Düster, geheimnisvoll und am Ende mit einem spektakulären Ausgang.

Necros

Mit dem Attentäter Necros trifft man im Film auf einen der besten Handlanger der Filmreihe. Seine körperliche Präsenz, die Gadgets, sowie sogar sein eigenes Theme, machen ihn zu einem ebenbürtigen und gefährlichen Gegner für Bond. Dies wird durch die Entführung von Koskov gelungen eingeführt. Hier bekommt der Charakter sehr viel screen time und zeigt was er kann. So kommt hier auch sein Walkman zum Einsatz, welchen er als Strangulier-Werkzeug und später auch zum Zünden eines Sprengsatzes verwendet. Der Clou hierbei ist auch, dass er sein genanntes Theme (The Pretenters – Were has everbody gone) selbst über diesen Walkman laut hört. So wird dem dem Zuschauer hierdurch bereits immer spannend angekündigt wenn Necros die Bühne betritt.

Die Rückkehr des Aston Martin

Nachdem der Lotos Esprit in der Moore Ära Einzug hielt, geht Bond mit dem Aston Martin V8 Vantage zurück zu den Wurzeln. Mit dem neuen Wagen folgt auch gleich eine tolle Action-Szene mit zahlreichen Extras aus der Abteilung Q. Die anschließende Szene mit dem Cello runden das ganze wunderbar und bond-typisch ab.

Finale

Nun kann man als Finale vermutlich den Angriff und den Kampf rund um den Stützpunkt in Afghanistan sehen. Ähnlich wie in TSWLM oder auch in OP, sowie im direkten Vorgänger, folgt aber noch die Abrechnung und Ergreifung der Oberschurken. In diesem Fall von Koskov und Whitaker, welche sich im Anwesen in Tanger versteckt halten. Dieses „Finale“ ist ein weiteres Highlight im Film. Whitakers „Spielhalle“ mit all den vielen diversen Waffen und technischen Spielereien bildet für Bond einen gefährlichen Parcours und eine bondiges Duell mit dem Oberschurken.

Schwächen

Oberschurken

So stark der Handlanger Necros im Film ist, so blass sind leider hier die beidem Gegenspieler Koskov und Whitaker. Beide Charaktere wirken im Film unsympathisch, aber nicht wirklich bedrohlich. Koskov spielt zu Beginn einen etwas trotteligen russischen General, welcher zwar am Ende seinen eigentlichen gewieften Charakter offenbart und sein doppeltes Spiel darlegt, aber dennoch nicht viel agiert außer ein paar gemeine Sprüche und Befehle abzugeben. Whitaker wirkt ebenso von Beginn an etwas trottelig und überheblich. Dies zeigt beispielsweise seine Reaktion auf General Pushkins Aufdeckung über seine Geschäfte, welche einfach nur ein verwundertes „höö?“ beinhaltet.

Bondgirl Beziehung und Darstellung

Mit Kara Milowi gibt es im Film ein mutiges, aber auch recht naives, Bondgirl. Durch ihre Naivität und Hilflosigkeit wirken gerade die Szenen in Wien sehr unpassend zum restlichen Film und erzeugen für einen Bondfilm eher ungewöhnliche Stimmung. Nachdem beide (Bond und Kara) eine waghalsige Flucht hinter sich haben, schaut man beiden langatmig bei ihrem ersten und romantischen Date zu. Und das mit allem kitschigen Dingen die dazu gehören. Vom Karussell fahren, bis hin zum Schießbuden-Teddy. Dies ist einfach etwas too much und nimmt Tempo aus dem Film. Auch ihre schon genannte Hilflosigkeit ist für den Zuschauer des öfteren etwas störend. So fällt sie sehr leicht auf Koskov rein und lockt Bond in eine Falle. Später fährt sie Bond einfach planlos mit dem Jepp am Flugzeug hinterher und braucht recht lange um zu verstehen, dass sie doch bitte die Rampe hochfahren soll. Kurz darauf fliegt sie das Flugzeug fast gegen die Felswand. Zusammengefasst bringt sie Bond im Film fast etwas zu häufig ins Schlamassel.

General Gogol

Es ist nicht direkt eine Schwäche des Films, aber dennoch ein Punkt der sehr schade ist und erwähnt werden sollte. General Gogol wurde durch die Moore Filme eine gerne wiederkehrende und sympatische Figur im Bond-Universum. Dessen Schauspieler Walter Gotell, der bereits schon lange vorher im zweiten Bondfilm FRWL in einer anderen Rolle zu sehen war, konnte aus gesundheitlichen und Altersgründen leider nicht den Platz im Film einnehmen, der geplant war. So wurde mit General Pushkin eine neue Rolle hierfür geschaffen und Walter Gotell bzw. General Gogol taucht lediglich am Ende des Films in einer kurzen Szene auf. Stände Gogol anstelle von Pushkin, so hätte die Reaktion von Bond auf den Befehl ihn zu töten eine ganz andere Tiefe und die Mission wäre sehr viel brisanter, da man als Zuschauer Gogol im Gegensatz zu Pushkin bereits kennt und ebenso wie Bond hinterfragen würde, ob Gogol wirklich hinter all dem Steckt und das Programm „Smiert Spionam“ reaktiviert hat. Trotz diesem Manko ist es dennoch schön, dass General Gogol zumindest zum Schluss in einem gewohnten Cameo auftaucht.

Felix Leiter

Leider muss man sagen, dass auch hier wieder ein sehr blasser Felix Leiter zu sehen ist. Es ist schon fast ein Gesetz der Serie, dass diese Figur ständig unpassend rüber kommt und man nicht so recht warm mit ihr wird.

Beste Szene

Die Eröffnungssequenz in Gibraltar

Wie bereits in den Stärken des Films erwähnt, überzeugt die Szene sehr in ihrer Inszenierung und der Idee an sich.

Schwächste Szene

Die Fahrt mit dem Wiener Prater

Ebenfalls bereits bei den Schwächen erwähnt, empfindet man die Szenen in Wien eher langatmig und störend.

Bond Faktor

Nicht nur beim Hauptdarsteller, auch bei Moneypenny fand ein Wechsel statt. Caroline Bliss bleibt leider bei den Fans nur wenig in Erinnerung. Sie liefert an sich keine schlechte Leistung, aber im gesamten Ranking ist sie im Vergleich zu den anderen Moneypenny-Darstellerinnen dann doch eher eine blasse Figur.

Der Film hat aber bis auf eine nicht ganz so überzeugende Moneypenny alles was einen guten Bondfilm ausmacht. Daher 5 von 5 Martinis.

Film Faktor

Auch für nicht Bond Fans hat der film vieles zu bieten und man genießt in den knapp zwei stunden ein tolles abwechslungsreiches Agenten-Abenteuer mit einem spannenden Hauch des kalten Krieges. Daher gibt es 4 von 5 Sterne.

Fazit

Mit „The Living Daylights“ ist den Machern ein toller Bond gelungen, der im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern mal wieder eine starke Dynamik in die Reihe bringt. Leider wird der Film vom breitem Publikum und auch von vielen Fans oft verschmäht und unterschätzt. Dies liegt vermutlich auch an der mangelnden Akzeptanz von Dalton als James Bond. Es ist aber einer der bestem Filme der Reihe. Er birgt eine der besten Eröffnungssequenzen, tollte Action, eine tolle Rückkehr des Bond-Cars, einen starken Gegenspieler (Necros) und John Barry liefert mit seiner letzten Arbeit in der Bondreihe noch einmal einen richtig guten Score der hervorragend mit dem Film harmoniert.

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