Review – Diamentenfieber (1971)

Im 7. Film der offiziellen Reihe jagt Bond erneut seinem Erzrivalen Blofeld hinterher. Die Rahmenhandlung bildet ein Diamantenschmuggel von Afrika über Europa, bis hin nach Nordamerika.

Stärken

Mr. Wint und Mr. Kidd

Die beiden skurrilen Handlanger sind für das Franchise sehr gelungene Figuren und bergen mit ihrer stereotypen und überzeichneten Art die richtigen Eigenschaften eines für Bond typischen Henchman. Zudem verwenden sie, wie für viele Bondfilme üblich und erhofft, untypische Mordmethoden. So töten Sie den Diamanten schmuggelnden Zahnarzt mit einem Skorpion, oder versuchen Bond zuerst in einem Sarg zu verbrennen und später in einer Pipeline lebendig zu begraben. Aus meiner Sicht sind die beiden neben Connery die bondigsten und unterhaltsamsten Elemente im Film.

Der Kampf im Fahrstuhl

Ein weiters Highlight im Film, und auch dessen beste Action-Szene, ist der Kampf mit dem echten Peter Franks im Fahrstuhl in Amsterdam. Dank des legendären Stuntman und Stuntkoordinators Bob Simmons, bietet diese Szene wieder einzigartige und packende Action, wie es Simmons auch bereits in früheren Filmen, wie der Kampf im Zugabteil in FRWL oder der Kamp mit Jacques Bouvar (auch gespielt von Simmons) in TB gelungen ist. Alle drei genannten haben gemein, dass es sich in den Zweikämpfen um Bond physisch ebenbürtige Gegner handelt, sowie der oft beengte Raum, welches die Szenen umso spannender und interessanter machen.

Schwächen

Das Finale

Die Idee mit der Bohrinsel ist an sich nicht schlecht. Und wie man weiß, war das Finale auch ursprünglich größer geplant. Taucher auf dem Filmplakat deuten zum Beispiel auf den geplanten Unterwasserangriff hin, bei dem auch Sprengsätze angebracht werden sollten. Bekannt ist ebenso, dass es beim Dreh des Finales Probleme mit der Pyrotechnik gab.

Eines der größten Mankos des Finales bildet die Tatsache, dass dieses sehr große Ähnlichkeit mit dem im Vorgängerfilm (OHMSS) hat, nämlich einen Angriff mit Hubschraubern auf das Versteck des Schurken. Es wirkt daher eher wie ein aufgebrühter Abklatsch und kommt diesen auch in keiner Weise nach, da die Action und auch die Effekte vergleichsweise eher schwach ausfallen.

Man kann auch behaupten, dieses Finale ist kein wirkliches Finale. Es wird kein echtes Ende der vorhandenen Bedrohung mit dem Lasersatteliten dargestellt und auch gibt es keine abschließende Auseinandersetzung mit Blofeld und Bond. Man muss sich gar die Frage stellen, was mit ihm passiert ist. Wohl einer der schlechtesten Abgänge einer markanten Figur in der Filmgeschichte. Es ist gut, dass in FYEO versucht wurde, dies etwas zu korrigieren.

Umgang mit Blofeld

Der Humor und der etwas lockere nicht so ernste Stil des Films schadet an sich dem Franchise nicht, jedoch schadet diese Darstellung von Blofeld letztendlich der Figur. So wurde Blofeld mit SPECTRE in den vorangegangenen Filmen vom Spannungsbogen und der Dramatik immer weiter aufgebaut. Nach 6 Filmen und dem Mord an seiner Ehefrau bildet Blofeld den Nemesis von James Bond. Ihn in Frauenkleidern fliehen zu sehen und auch sein Verhalten und Abgang auf der Bohrinsel nimmt hier viel Spirit rund um die Figur und dem Erzfeind Ernst Stavro Blofeld.

Zu amerikanisch

Das in einem Bondfilm andere Länder bereist werden, ist nichts ungewöhnliches. Im Gegenteil, es ist fester Bestandteil des Franchise. Zusammen mit schönen einmaligen Aufnahmen von Landschaft und Kultur. So beispielsweise Japan in YOLT oder auch die Schweiz in OHMSS. Warum funktioniert dies nicht mit Nordamerika? Vermutlich, weil diese Bilder und Szenen einfach schon zu sehr bekannt sind und nichts exotisches bieten. Eine amerikanische Autoverfolgungsjagd mit der Polizei gab es zu dieser Zeit vielfach im Kino. Auch wirkt sie nicht sehr originell oder rasant inszeniert. Im Vergleich gab es zu dieser Zeit weitaus bessere. Bond war auch bereits in Goldfinger oder in LALD ausgiebig in den Staaten. Las Vegas als Drehort für Bond hat zwar seinen Reiz, aber ein buntes blinkendes Automatencasino bietet nicht den Stil einer für Bond typischen Spielbank.

Beste Szene

Bond am White House

Es ist sicher schon über 25 Jahre her, als ich den Film zum ersten Mal sah und der Geschmack der Filme hat sich über die Jahre immer mal wieder geändert. Doch diese Szene hat mir über diesen weiten Zeitraum immer sehr gut gefallen. Die Lockerheit mit der Connery den Fahrstuhl besteigt, die Kletterszene in der Nacht, die Stimmung und Untermalung, sowie das Penthouse, wo Ken Adam mal wieder zeigt was er kann, ergeben eine perfekte Szene.


Schwächste Szene

Blofeld in Frauenkleidern

Neben der Szene mit der Gorillafrau ist dies die schwächste und albernste des Films und kratzt, wie oben bereits geschrieben, stark am bisherigen Image von Blofeld.

Stab

Auch an diesem Film arbeiteten wieder viele Altbekannte mit, die im Franchise bereits fest verankert sind. So Shirley Bassey, welche schon das Titellied für Goldfinger sang, und neben diesem noch einen weiteres singen wird, nämlich Moonraker. Ihr zweiter Song ist an sich etwas ruhiger angesetzt als der pompöse Goldfinger, aber dennoch kein schlechter. John Barry komponierte erneut souverän die Filmmusik. Ken Adam erschuf auch hier wieder tolle Bühnenbilder. Regisseur Guy Hamilton hatte bereits im erfolgreichen und bahnbrechenden Goldfinger Regie geführt und wird dies noch in den beiden Fortsetzungen LALD und TMWTGG tun. Umso mehr verwundern im direkten Vergleich die Unterschiede und Schwächen, hat er doch einen der besten Bondfilme der Reihe inszeniert und dem Hype um Bond einen riesigen Schub gegeben. Wie bereits erwähnt war auch wieder Bob Simmons für die Stunts mit an Bord.

Bond Faktor

Gegenspieler

Leider in diesem Film die schwächste Darstellung von Blofeld im gesamten Franchise.

Henchman

Wie bereits geschrieben bilden Mr. Kidd und Mr. Wint ein großes Highlight im Film.

Bondgirls

Mit Tiffany Case hat man eine interessante Figur geschaffen, welche sehr präsent ist, aber leider zum Ende des Films etwas abflacht. Tritt sie in Amsterdam noch sehr stark und selbstsicher auf, so wirkt sie ab der Entführung von Blofeld eher unbeholfen und naiv.

Verbündete

M, Moneypenny und Q zeigen im Film ihre entsprechende Präsenz. Hier gibt es nichts schlechtes zu sagen. Felix Leiter ist, wie auch Blofeld, hier im Vergleich zu den restlichen Filmauftritten im Ranking auch leider eher unten angesiedelt. Hier herrscht keine Chemie zwischen ihm und Bond. Keine „Buddy-Stimmung“ wie in anderen Filmen.

Gadgets

Aufgeklebte Fingerabdrücke und ein Stimmenimitator bilden an sich keine Höhepunkte.

Ergebnis

Es gibt im Film einige gute Bond Elemente. So die beiden oben genannten Charaktere Kidd und Wint. Auch der Auftritt von Moneypenny ist gut gelungen. Das Thema Doppelgänger ein interessanter Ansatz und ein neues Thema im Franchise. Blofelds Penthaus bietet zusammen mit dem geheimen unterirdischen Zugang, der Gasfalle und dem tollen Bühnenbild von Ken Adam sehr viel Bond Faktor. Zu vieles wirkt aber auch wiederholt. So erinnert das Gespräch mit Bond und M zum Thema Diamanten stark an die Szene in Goldfinger. Blofeld erpresst erneut, wie im Vorgänger, die Welt. Am Ende bekommt der Film gemessen am Bond-Standard nur 2 von 5 Martinis.

Film Faktor

Als eigenständiger Film muss man sagen, dass er doch sehr vom Franchise getragen wird. Für nicht Bond Fans kann er ganz unterhaltsam sein und bildet einen bunten Mix aus Spannung, Action und Humor. Bietet ansonsten aber kein überragendes Filmerlebnis. Daher hier 2 von 5 Sternen.

Fazit

Der letzte offizielle Film von Sean Connery schlägt im Vergleich zu seinen Vorgängern einen deutlich lockeren Ton an. Zu seinem direkten Vorgängerfilm OHMSS ist er ein harter Bruch. Verfolgt man die Reihe von Beginn an, so ließe sich ein guter roter Faden und ein aufbauender Spannungsbogen erkennen, was SPECTRE, Bond und Blofeld angeht. In Dr. No wird die Organisation das erste mal erwähnt. In FRWL nimmt sie im Film bereits die tragende Rolle ein. In Feuerball rückt Bond immer näher an die Spitze der Organisation und auch der Zuschauer erfährt mit jedem Film mehr über SPECTRE. Mit YOLT dann das große Finale. Bond dringt bis in das Herz der Organisation vor und hat zum ersten Mal direkten Kontakt mit Blofeld. Auch geht es diesmal nicht nur um eine Erpressung und Sabotage, sondern um das Verhindern des dritten Weltkriegs. Dann mit OHMSS noch einmal eine Steigerung. Es wird persönlich. Blofelds Rolle als Nemesis und Erzfeind wird noch einmal untermauert durch den Anschlag und Mord an seiner Ehefrau.

Nun durch diesen Film der harte Bruch. Kein wirklicher Bezug zum Vorgängerfilm (vermutlich da dieser nicht den gewünschten Erfolg brachte). Ein cooler Bond und Connery, der nicht so bestrebt wirkt wie in den anderen Filmen, dafür aber lockerer und frecher auftritt. Aus Sicht der Macher, mag es die richtige Entscheidung gewesen sein, einen Stilwechsel zu vollziehen. Für den übergreifenden Handlungsbogen und die Entwicklung der Charaktere war dies aber ein Rückschritt. Erwartet hätte man einen Film mit einer Rahmenhandlung ähnlich wie in Lizenz zum Töten oder in ein Quantum Trost. In Fankreisen gibt es daher oft den Ansatz, dass man DAF einfach als direkten Nachfolger von YOLT sehen sollte. Dafür spricht: YOLT endet in Japan, Blofeld ist auf der Flucht, DAF beginnt in Japan und Bond jagt Blofeld. Das Thema persönliche Rache, welches im Film nicht wirklich Thematisiert wird, ist passé und auch die Frage, warum Blofeld Bond in OHMSS nicht erkennt löst sich hiermit auf, da der Film so einfach als komplett eigenständiger Film betrachtet wird.

Der Film Diamantenfieber ist somit für mich wohl einer der schwächsten Filme der Reihe.

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